Die lineare Erörterung

Die schrift­li­che Erör­te­rung befasst sich mit einer bestimm­ten Fra­ge­stel­lung und soll dei­ne Leser durch auf­ein­an­der auf­bau­en­de, über­zeu­gen­de Argu­men­te dazu brin­gen, dir am Ende voll­kom­men zuzu­stim­men.

Bei der linea­ren Erör­te­rung stellst du dei­nem Leser eine Rei­he von Argu­men­ten vor, die ihn am Ende von dei­ner Posi­ti­on über­zeu­gen; mög­li­che Gegen­ar­gu­men­te igno­rierst du dabei.

Die Einleitung

Die Ein­lei­tung einer Erör­te­rung hat die Auf­ga­be, den Leser, der von dem The­ma viel­leicht noch nie gehört hat, in den Text ein­zu­füh­ren. Du schreibst nicht für uns Leh­rer (wir ken­nen ja die Auf­ga­ben), son­dern für Leu­te, die du für dein The­ma inter­es­sie­ren musst und denen du erst erklä­ren musst, wor­um es geht.
Daher muss dei­ne Ein­lei­tung auch aus mehr als ein bis zwei Sät­zen bestehen, bevor du zu der The­se kommst, die du erör­tern möch­test. „Vie­le Jugend­li­che trin­ken Ener­gy­drinks, daher soll­ten Ener­gy­drinks erst an 18-Jäh­ri­ge ver­kauft wer­den.“ genügt nicht!

Auch eine rhe­to­ri­sche Fra­ge  wie z.B. „Ist es nicht gefähr­lich, jun­gen Erwach­se­nen Zugang zu Ener­gy­drinks zu ermög­li­chen?“ kann eine Ein­lei­tung sein, aber das soll­te man dann beherr­schen.

Tipp: Ver­mei­de bit­te Ein­lei­tun­gen wie „Kürz­lich wur­de in unse­rer Klas­se dis­ku­tiert“ oder „Ein gro­ßes Pro­blem, das gera­de dis­ku­tiert wird“.

In jedem Fall endet dei­ne Ein­lei­tung aber mit einer The­se oder einer kon­kre­ten Fra­ge, die du dann mit Hil­fe dei­ner Argu­men­te beant­wor­test, bzw. unter­mau­erst.

Geht es in dei­nem Text also bei­spiels­wei­se um das Pro­blem, dass immer mehr Jugend­li­che unge­sun­de Ener­gy­drinks zu sich neh­men, könn­te dei­ne Ein­lei­tung mit der The­se enden, dass Ener­gy­drinks für Jugend­li­che unter 18 Jah­ren ver­bo­ten wer­den soll­ten.
Die­se The­se kannst du auch als Fra­ge for­mu­lie­ren: „Soll­ten Ener­gy­drinks ver­bo­ten wer­den?“

Davon, wie du die­se Fra­ge beant­wor­test oder dei­ne The­se for­mu­lierst, hängt dei­ne wei­te­re Argu­men­ta­ti­on ab. Lau­tet dei­ne Ant­wort auf die Fra­ge (egal, wie sie for­mu­liert ist!) „Ja“, dann hast du die Pro-Posi­ti­on ein­ge­nom­men, ant­wor­test du mit „nein“, hast du die Con­tra-Posi­ti­on gewählt.

Endet dei­ne Ein­lei­tung nicht mit einer Fra­ge, son­dern einer von dir auf­ge­stell­ten The­se,  nennst du im Haupt­teil ein­fach die Argu­men­te, die die­se The­se unter­stüt­zen.

Der Hauptteil

Die Argu­men­ta­ti­on im Haupt­teil ist  immer gleich: Du stellst eine Behaup­tung auf und musst die­se bele­gen.

Du musst dich also bei einer auf­ge­stell­ten Behaup­tung immer fra­gen: „war­um?“, oder: „wes­halb ist das so?“.  Die Ant­wort auf die­se Fra­ge ist dann der Beleg dei­nes Argu­ments.

„Ener­gy­drinks sind unge­sund“ ist in die­ser Form also erst ein­mal nur eine Behaup­tung. Ein aus­rei­chen­des Argu­ment wird es erst, wenn das „War­um“ beant­wor­tet wird, also z.B. „Ener­gy­drinks sind unge­sund, da in ihnen all­er­gie­aus­lö­sen­de Farb- und Zusatz­stof­fe ent­hal­ten sind.“

Tipp: Der Beleg muss nicht als Neben­satz mit „weil“ oder „da“ an dei­ne Behaup­tung ange­hängt wer­den. Du kannst auch einen neu­en Satz begin­nen, der dei­ne Behaup­tung begrün­det.

Tipp: Auf den klas­si­schen Drei­klang Behaup­tung – Begrün­dung – Bei­spiel kannst du ver­zich­ten, in der Rea­li­tät wird sel­ten so vor­ge­gan­gen.

Stel­le dir also schon in dei­ner Glie­de­rung die Fra­ge: „war­um“ und beant­wor­te sie.

In der stich­wort­ar­ti­gen Glie­de­rung zum Ener­gy­drink-Ver­bot sieht das dann viel­leicht so aus:
a) unge­sund, All­er­gie wg. Farb­stoff
b) Kof­fe­in, da mehr als in Kaf­fee
c) zu viel Zucker, mehr als Saft und sogar Cola

Du kannst dar­auf ver­zich­ten, die Argu­men­te müh­sam nach ihrer Wich­tig­keit zu ord­nen, wenn du sel­ber merkst, dass eines dei­ner Argu­men­te stär­ker ist als die ande­ren, dann set­ze es ein­fach ans Ende, um über­zeu­gen­der zu schrei­ben.

Schlussteil

Der Schluss ist genau genom­men so etwas wie die umge­kehr­te Ein­lei­tung. Er fasst noch ein­mal dei­ne Argu­men­te zusam­men und führt den Leser zu dem jetzt ein­zig mög­li­chen Schluss, näm­lich dei­ner Mei­nung.

Tipp: Ach­te dar­auf, dass du im Schluss­teil kein neu­es Argu­ment bringst.

Es ist mög­lich, im Schluss­teil einen Kom­pro­miss zu zei­gen oder auf mög­li­che Pro­ble­me hin­zu­wei­sen.

Im Bei­spiel einer Erör­te­rung zu Ener­gy­drinks könn­test du also zu dem Schluss kom­men, dass die­se erst an Voll­jäh­ri­ge ver­kauft wer­den soll­ten. Dann könn­test du aber noch dar­auf ein­ge­hen, dass es schwer sein könn­te, die­ses Ver­bot durch­zu­set­zen oder aber den Kom­pro­miss­vor­schlag machen, dass die Zuta­ten leicht ver­än­dert wer­den soll­ten, um Ener­gy­drinks weni­ger gesund­heits­ge­fähr­dend zu machen.

Das Wichtigste

Die Erör­te­rung im Deutsch­un­ter­richt folgt Regeln, die in der Rea­li­tät (z.B. in der Pres­se) nicht immer gel­ten.

Das Wich­tigs­te ist in jedem Fall dei­ne Leser zu über­zeu­gen! Das ist die ein­zi­ge Auf­ga­be die­ses Tex­tes.

Wenn du dazu die Regeln bre­chen musst, damit dein Text stär­ker wirkt, dann tu das!