Der Bewerbungsverlauf
In der Regel sieht der Bewerbungsprozess immer ähnlich aus:
- Fähigkeitenliste (Stärken und Schwächen) zusammenstellen
- Aktuellen Lebenslauf vorbereiten
- Fotos machen lassen
- Zeugnisse und Bescheinigungen kopieren
- Ausbildungsplatzangebot analysieren, ob es zu den eigenen Fähigkeiten
passt oder passende Ausbildungsbetriebe kontaktieren - Eventuell telefonisches Erstgespräch führen
- Anschreiben verfassen und Mappe zusammenstellen
- Vorstellungsgespräch/Eignungstest
Stärken und Schwächen
Auf diesen Schritt solltest du auf keinen Fall verzichten! Auch wenn du denkst, dass du ja wohl weißt, was du gut oder nicht so gut kannst, hilft dir eine genaue Analyse gleich dreifach: erstens bei der Wahl des richtigen Berufes, zweitens beim Bewerbungsanschreiben und drittens im Vorstellungsgespräch, in dem man dich sicher danach fragen wird.
Bei der Analyse deiner Stärken und Schwächen ist es natürlich notwendig, dass du zu dir selber ehrlich bist und dir nichts vormachst. Es nützt nichts, wenn du dich irgendwann als Erzieher in einem Kindergarten wiederfindest, obwohl du eigentlich gar keine Kinder magst.
Je gründlicher und ehrlicher du eine persönliche Bestandsaufnahme vornimmst, um so größer ist die Chance, dass du auch wirklich den passenden Beruf findest.
Lebenslauf
Wenn es vom Betrieb nicht ausdrücklich verlangt wird, werden Lebensläufe heute nicht mehr handschriftlich verfasst!
Erstelle also deinen Lebenslauf am Computer und speichere ihn als Vorlage ab. Auf keinen Fall einen Satz Lebensläufe ausdrucken und dann kurz vor der Bewerbung noch schnell das Datum eintragen! Mach dir das bisschen Mühe, auch das aktuelle Datum am Computer einzufügen – das einzig handschriftliche am Lebenslauf sollte deine Unterschrift sein. (Achte außerdem darauf, dass das Datum des Lebenslaufs mit dem des Bewerbungs-Anschreibens übereinstimmt.)
Wenn man – wie du als Schüler – noch nicht über eine umfassende Berufserfahrung verfügt, sollte man einen einfachen tabellarischen Lebenslauf erstellen.
Dabei bleibt es dir überlassen, ob du die Berufstätigkeit deiner Eltern und deine Nationalität und Konfession angeben willst oder nicht – nötig ist es nicht mehr!
Was gehört in den Lebenslauf?
Ganz oben im tabellarischen Lebenslauf stehen die Angaben zu deiner Person mit Anschrift, Geburtsdatum und Geburtsort. (Die Angabe von Eltern und Geschwistern auf dem Lebenslauf ist nicht mehr üblich.)
An zweiter Stelle steht die Schulbildung. Und zwar alle besuchten Schulen mit Angabe von Monat und Jahr (z.B. 08.1995 – 06.1999) des Besuchs.
An dritter Stelle sollten praktische Erfahrungen stehen, die du während deiner Schulpraktika oder in Neben- und Ferienjobs gesammelt habt. Achte aber darauf, dass du deine praktischen Erfahrungen passend zu der gewünschten Stelle auswählst. Immer wichtiger werden auch PC- und Sprachkenntnisse. Gib also an, wenn du z.B. über vertiefte Kenntnisse in der Textverarbeitung oder über eine dritte Fremdsprache verfügst. Achte dabei darauf, auch anzugeben, wie gut du darin bist. Handelt es sich also um „gute“ oder „vertiefte“ PC-Kenntnisse mit Zertifikat? Und auf welchem Level beherrscht du die angegebene Fremdsprache?
Nicht vergessen solltest du deine Hobbys. Wenn sie interessant sind, du sie wirklich häufiger betreibst und gut darüber informiert bist, solltest du Hobbys ruhig angeben. Sie zeigen, dass du dich auch noch für andere Dinge als die Schule interessierst und bieten möglicherweise eine gute Gesprächsgrundlage im Vorstellungsgespräch.
Der Lebenslauf muss natürlich mit einer Überschrift und am Ende mit Ort, Datum und Unterschrift versehen sein.
Ob das Bewerbungsfoto auf den Lebenslauf oder ein extra Deckblatt kommt, kann auch abhängig von der Form der Bewerbungsmappe sein. Für Onlinebewerbungen wird empfohlen, das Foto im Lebenslauf (oben rechts) zu integrieren und die mitgeschickten Anhänge möglichst einfach, klein und übersichtlich zu halten.
Hier findest du eine Vorlage, nach der du deinen Lebenslauf erstellen kannst.
Bewerbungsfoto
Auch für dein Bewerbungsfoto solltest du dir Mühe geben. Auf keinen Fall solltest du noch irgendwo rumliegende Passfotos raussuchen und aufkleben!
Das Foto für deine Bewerbung sollte aktuell sein und natürlich von einem Fotografen gemacht sein. Spare hier nicht an der falschen Stelle. Lass dir vom Fotografen Beispiele zeigen und wähle aus, was für ein Bewerbungsfoto du haben möchtest.
Auf dem Foto solltest du nicht zu ernst, aber auch nicht zu lustig erscheinen. Ein freundliches Lächeln mit leicht geöffneten Lippen wirkt natürlich, geschlossene Lippen wirken zu ernst oder verführen zu einem unnatürlichen Grinsen.
Kleide dich angemessen. Du solltest dich nicht übertrieben schick anziehen, aber deine Freizeitsachen sollten es auch nicht sein. Überlege dir einfach, was zu dem gewünschten Beruf passend erscheint und wähle danach aus, ob es Kostüm, Bluse, Anzug oder gutes Hemd sein sollten. Während es für manche Berufe gut sein kann, auch eine Krawatte zu tragen, wirkt dies an anderer Stelle vielleicht übertrieben.
Bitte nicht „kostümieren“. Also kein Foto von dir im Blaumann bei der Bewerbung als KFZ-Mechatroniker oder in Schwesterntracht für die Bewerbung im Krankenhaus.
Das Foto gehört dann fest aufgeklebt entweder auf das Deckblatt deiner Bewerbung oder – aber das gilt inzwischen als veraltet – rechts oben auf den Lebenslauf.
Tipp: Notiere mit Bleistift deinen Namen auf der Rückseite des Fotos, falls es sich löst.
Zeugnisse und Bescheinigungen
Du solltest darauf achten, für alle Tätigkeiten und Qualifikationen, die du im Lebenslauf angibst, auch schriftliche Belege zu haben, die du der Bewerbung beifügen kannst. Was du nicht belegen kannst, solltest du am besten nicht anführen.
Welche Schulzeugnisse du deiner Bewerbung beifügen musst, wird meistens vom Arbeitgeber vorgegeben. Im Regelfall sind es die letzten zwei Zeugnisse. In manchen Branchen ist aufgrund des frühen Bewerbungsstarts sogar schon das Halbjahreszeugnis aus Klasse 9 das Bewerbungszeugnis!
Und auch, wenn ich mir als Lehrer da den Mund fusselig rede: Achte frühzeitig auf dein Arbeits- und Sozialverhalten! Du kannst davon ausgehen, dass zuerst auf die Noten der Hauptfächer geachtet wird; gleich danach folgen die Bemerkungen zum Arbeits- und Sozialverhalten. Diese werden den Arbeitgebern immer wichtiger und können auch eine ansonsten gelungene Bewerbung sofort scheitern lassen.
Neben den Zeugnissen gehören in den Anhang deiner Bewerbung alle weiteren Zeugnisse und Bescheinigungen, die deine Qualifikation für diesen Beruf deutlich machen. Also in der Regel das Praktikumszeugnis und möglicherweise Erste-Hilfe-Bescheinigung, Trainerschein, Computerführerschein oder ähnliches.
Zeugnisse und Bescheinigungen gehören als Kopie in den Anhang (niemals deine Originale aus der Hand geben!) und müssen nicht mehr beglaubigt werden.
Analyse des Ausbildungsplatzangebots
Auch dieser Schritt ist wichtiger, als es auf den ersten Blick scheint. Wenn du die Stellenangebote genau liest, kannst du erkennen, ob sich eine Bewerbung für dich überhaupt lohnt und auf was du bei deiner Bewerbung achten solltest.
Jede Anzeige liefert dir in der Regel drei wesentliche Hinweise:
- Informationen über den Arbeitgeber – Größe der Firma, Umsatz, Firmenphilosophie, Standorte…
- Informationen über die Voraussetzungen – Welche Anforderungen werden an die Bewerber gestellt? Welcher Schulabschluss wird erwartet? Welche Kenntnisse und Qualifikationen sind nötig oder von Vorteil?
- Informationen über das Bewerbungsverfahren – Wie soll man sich bewerben? Wohin und an wen soll die Bewerbung geschickt werden?
Die Informationen über die Voraussetzungen zählen dabei sicher zu den wichtigsten. Hierbei solltest du unbedingt auf die sogenannten Muss- und Soll-Kriterien achten. Die Muss-Kriterien musst du unbedingt erfüllen, um in die engere Auswahl zu kommen. An dieser Stelle kannst du schon absehen, ob sich eine Bewerbung überhaupt lohnt. Du erkennst Muss-Kriterien an Formulierungen wie z.B.
- Sie sind …
- Sie müssen …
- Sie haben ..
- Wir suchen … mit …
- Wir setzen voraus, das …
- Wir erwarten …
Sie Soll-Kriterien sind Anforderungen, die erwünscht, aber nicht zwingend notwendig sind. Auch hier kannst du einschätzen, wie erfolgreich deine Bewerbung wohl sein wird. Soll-Kriterien erkennst du an Formulierungen wie z.B.
- Wir wünschen uns, das …
- Idealerweise …
- Sie sollten …
- Es wäre schön, wenn …
Bei der Einschätzung, ob du die erforderlichen und gewünschten Kriterien erfüllst, hilft dir deine Stärken- und Schwächen-Analyse
vom Anfang! Mit Hilfe dieser Liste und einer gründliche Analyse der Stellenangebote kannst du dich zielgerichtet bewerben, erfolglose Bewerbungen vermeiden und passende Bewerbungsanschreiben verfassen, in denen du genau auf die
erwähnten Anforderungen eingehst.
Telefonisches Erstgespräch
Um zu erfahren, worauf du bei deiner Bewerbung besonders achten solltest, welche Unterlagen verlangt werden und wer der Ansprechpartner ist, an den du die Bewerbung richten musst, ist es unter Umständen sinnvoll, vor der schriftlichen Bewerbung im Betrieb anzurufen.
Achte darauf, dass du dir deine Fragen vor dem Gespräch notierst, damit du nichts vergisst. Außerdem solltest du dafür sorgen, dass du während deines Telefonats ungestört bleibst und niemand dich unterbricht.
Außerdem sollten vor dem Telefonat Zettel und Stift bereitliegen, damit du dir Notizen machen kannst!
Im telefonischen Erstgespräch auch gerne nach der Person, bzw. ihrem Namen fragen, an den die Bewerbung gerichtet sein soll. (Zur Not auch buchstabieren lassen) Ist immer schöner, wenn die Leute persönlich angeschrieben werden können.
Überlege dir einen freundlichen Begrüßungssatz und denke daran, dich am Ende höflich für das Gespräch zu bedanken.
Tipp: Lächeln! Das kann dein Gegenüber am Telefon zwar nicht sehen, aber man kann es hören.
Anschreiben und Bewerbungsmappe
Dein Anschreiben muss drei wesentliche Fragen beantworten:
- Warum bewirbst du dich gerade bei diesem Betrieb?
- Warum möchtest du gerade diesen Beruf erlernen?
- Warum sollte der Betrieb gerade dich nehmen?
Natürlich muss dein Anschreiben die formalen Kriterien eines geschäftlichen Briefes erfüllen. Eine mögliche Vorlage findest du hier.
In die Betreffzeile kommt der Anlass deiner Bewerbung (ohne „Betreff:“!), fettgedruckt.
Im ersten Absatz deines Anschreibens solltest du deutlich machen, was dich dazu veranlasst, dich zu bewerben. Hast du ein telefonisches Erstgespräch geführt, kannst du dich darauf beziehen. („nach unserem Telefonat vom…„)
Achtung: „Interesse“ genügt nicht – das ist das Mindeste, was von jedem Bewerber erwartet wird!
Mit diesem ersten Absatz musst du erreichen, dass der Leser denkt: „Aha, interessant, da lese ich doch mal weiter.“ Bedenke, dass möglicherweise unzählige Bewerbungen auf dem Schreibtisch liegen, da sollte deine sich möglichst von allen anderen unterscheiden. Deshalb schreibe bitte auf keinen Fall „hiermit bewerbe ich mich um…„!
Anschließend musst du deutlich machen, was deine Motivation für diesen Beruf und diese Arbeitsstelle ist. Hier ist es von Vorteil, wenn du zeigen kannst, dass du dich mit dem Ausbildungsberuf und dem Unternehmen bereits auseinandergesetzt hast. Vielleicht hast du ja auch Praktikums-Erfahrungen, die du hier anführen kannst.
Als drittes musst du dem Leser deines Anschreibens zeigen, was du für die neue Arbeitsaufgabe mitbringst. Hier hilft dir die bereits angefertigte Fähigkeitenliste, denn jetzt kannst du einfach dort abschreiben: „Ich habe Erfahrungen…„, „Ich konnte bereits…“ Achte darauf, dass deine Fähigkeiten immer Bezug zur angebotenen Stelle haben! Es hilft wenig, bei einer Bewerbung zur Erzieherin darauf hinzuweisen, dass man schon jahrelange Erfahrung mit dem Zusammenbau von Motorrädern hat.
Zum Schluss folgen die Aufforderung zu einer Einladung zum Vorstellungsgespräch, die Grußformel und deine Unterschrift – dein Anschreiben wird nur handschriftlich unterzeichnet!
Da du deiner Bewerbung ja weitere Unterlagen befügst, gehört unter deine Unterschrift noch der Zusatz „Anlage“, dabei werden die Anlagen heutzutage nicht mehr einzeln aufgeführt.
Und jetzt?
Jetzt überprüfst du zuerst, ob deine Bewerbungsunterlagen Rechtschreib- oder andere Fehler enthalten! Auch das Datum muss auf Anschreiben und Lebenslauf aktuell und identisch sein, deine Unterschriften dürfen nicht fehlen. Nimm diesen Schritt ernst – nichts ist peinlicher als eine fehlerhafte Bewerbung.
Sortiere anschließend deine Unterlagen in einer Bewerbungsmappe. Hier genügt eine schlichte, aber qualitativ hochwertige Klemm-Mappe.
Dabei geht man wie folgt vor:
- Verwendest du einen klassischen Klemmhefter (nicht das billigste Modell!), dann kommt das Anschreiben lose auf den Hefter, das Deckblatt ist das erste Blatt im Hefter, darauf folgen Lebenslauf und Anlagen.
- Verwendest du eine zweiteilige Bewerbungsmappe, gehört das Anschreiben auf die linke Seite, rechts kommen das Deckblatt (auf das hier verzichtet werden könnte), der Lebenslauf und die Anlagen hin.
- Auf dreiteilige Bewerbungsfächer solltest du verzichten – diese sind eher für höherqualifizierte Jobs und nehmen außerdem sehr viel Platz auf dem Tisch des Personalchefs weg und sind daher nicht überall gerne gesehen!
Tipp: Vorlagen für Deckblätter findest du im Internet, du solltest dein Deckblatt aber unbedingt selber gestalten – es muss zu dir und deiner Bewerbung passen.
Noch ein Tipp: Erstelle dir von Anschreiben und Lebenslauf eine Kopie, damit du im Falle einer Einladung zum Vorstellungsgespräch nachsehen kannst, was genau du geschrieben hast.
Und nun kommt deine Bewerbung ausreichend frankiert in die Post, und dann erhältst du sicher in ein paar Tagen eine Einladung zum Vorstellungsgespräch.
Ich drücke die Daumen!
Hilfreiche Internetlinks
Lehrstellenbörse der IHK Lüneburg
Jobbörse (Ausbildungsplatz-Suche)
Ausbildungsbörse AUBI-plus
Berufenet (Berufsinformationen, Ausbildungswege)
BERUFE.TV (wachsendes Angebot an Filmen, die Einblick in verschiedene Tätigkeiten und Ausbildungswege bieten)